Autobiografie

Nachfolgend einige zusätzliche Infos zu meiner Autobiografie:

Titelbild/Cover (neue Verlagsversion!)
Exposé
Kleine Leseprobe (die ab und an ausgetauscht wird)

Es ist vollbracht!

Nachfolgend sehen Interessierte das neue Titelcover – mit ebenfalls neuem Titel/Namen. Der Inhalt ist fast gleich geblieben, etwa 14 Seiten sind noch hinzu gekommen. Das Format hat sich ebenfalls geändert, womit wir bei der Gesamtanzahl der Seiten jetzt bei 355 gelandet sind.

ISBN-Nummer 978-3-96103-041-5

Der Preis beträgt 15,95 €

Kaufen kann man das TB in jedem halbwegs gut sortierten Buchladen, beim REDIROMA-Verlag selbst oder direkt bei mir.
Auch “Amazone” scharrt schon heftig mit den Hufen…

Ab sofort ist das E-Book direkt bei den bekannten Online-Versandhändlern zu erwerben – selbstverständlich etwas „günstiger“ als das gedruckte Produkt;-)
Nämlich für knapp 10 Euro – für den gleichen Inhalt.
Einfach mal prüfen bei den altbekannten Verkaufsstellen…

Exposé Autobiografie

Titel: Against the wind …

Im Sommer 1964 (allein und im Alter von 14 Jahren) Flucht von Bernburg/Saale über den Harz Richtung Westen. Auf abenteuerlichen Wegen schaffte ich es bis kurz vor die Grenze, bis ich abends von einer Patrouille aufgegriffen und zur nächsten Grenzstation gebracht wurde. Dort wurde ich mehrfach verhört, bis mir spät abends erst die Flucht aus der Arrestzelle und später nachts über die Grenzanlagen in den Westen gelang.
Den Versuch, die Mittlere Reife in Bielefeld nachzuholen, brach ich ab, als ich die Mitteilung bekam, in der Seefahrtsschule Bremervörde angenommen worden zu sein.
Mein Traum wurde Wirklichkeit.

Nach der üblichen Grundausbildung heuerte ich auf dem ersten Schiff an, dem in den folgenden 5 Jahren noch viele weitere folgen sollten. Die Regionen, die ich mit den verschiedenen Schiffen befuhr, reichten von Skandinavien, England, Polen bis zu zahlreichen Häfen an den Ostküsten der USA, Venezuela, Brasilien, Argentinien etc. Hinzu kamen Häfen in der Karibik, Vietnam und Nordafrika. Ein abwechslungsreiches Leben, das – damals – schon mit dem Quäntchen „Abenteuer“ verbunden war… Und bei Erzählungen im Bekanntenkreis generell für Erstaunen und Lacher sorgte. Durch einen ‚Unfall‘ musste ich mit der Seefahrt aufhören und schulte um auf eine andere Baustelle: Versicherungskaufmann. Einer der größten Fehler meines Lebens:
Von harter und körperlicher Arbeit überwiegend im Freien an einen Schreibtisch kann nicht wirklich gutgehen…;-(

Durch Erfahrung flexibel geworden, verdiente ich mir anfangs und nebenbei ein paar Märker als Discjockey in verschiedenen Discotheken. Zuerst in Bielefeld, danach am Bodensee. Nach meiner Scheidung wechselte ich vollends ins Nachtleben und arbeitete als Vollkraft weitere 12 Jahre in der Gastronomie. Überwiegend in Discos, doch auch normale Kneipen oder Bars waren meine Arbeitgeber. Ich arbeitete als DJ, Barkeeper, Bedienung und von Zeit zu Zeit auch als Dormann. Schon als Seemann hatte ich einige Erfahrungen mit körperlichen Auseinandersetzungen sammeln können, die ich jetzt noch etwas verfeinern durfte.

Nach etwa 10 Jahren lernte ich die Frau meines Lebens kennen, wurde solide und kehrte der Discobranche den Rücken. Nach meiner Heirat (auch wieder etwas anders: nämlich in einer alten Schlossruine in der Rhön;-)) ging die Hochzeitsreise jedoch nicht etwa in die von ihr favorisierte Karibik, sondern mit dem Transsibirienexpreß nach Irkutsk am wunderschönen Baikalsee.
Ich wurde ernsthaft sesshaft in der Nähe von Frankfurt und lernte wieder etwas Neues: Zuerst den Umgang mit Computern und danach mit Profikameras im TV-Business.
Ich stellte fest, dass sie doch nicht die Frau meines Lebens war und konzentrierte mich lieber auf die Erkundung fremder Länder, von denen ich ja bereits einige kennenlernen durfte.
Die nächsten Jahre war ich sehr viel in den USA unterwegs und bereiste mit meiner TV-Kamera allein hier 24 Bundesstaaten, die ich besuchte und abdrehte. Und natürlich komplette Fotoserien schoss. Hinzu kamen Portugal, verschiedene Inseln der Karibik, Seychellen und Cabo Verde, dass ich in drei Jahren insgesamt 12 Mal besuchte.
1997 stellte ich fest, dass mein Traum, über jeden Bundesstaat der USA einen Dokumentarfilm zu produzieren, doch nicht realisierbar war.  Ich verkaufte meine kompletten Archive (Video und Dia)  und wanderte nach Cabo Verde aus.

Und hier begann das ‚wahre‘ Abenteuer! Der Begriff „Allein unter Feinden“ trifft es zwar nicht richtig, doch einfach waren die insgesamt 13 Jahre in Cabo Verde wirklich nicht. Ich schlug mich vor allem in den ersten drei Jahren als Fotograf und Guide für Wandergruppen mehr oder weniger durchs Leben, bis mich meine Fantasie und der unbedingte Wille, niemals aufzugeben, in eine etwas bessere Liga brachten. Durch meine negativen Erfahrungen hinsichtlich Druckergebnissen (aus Europa) suchte ich in nächtelangen Sitzungen meine Erfahrungen (?) hinsichtlich Gestaltung und Layout zu verbessern. Das klappte überwiegend ganz gut, wenn auch die Lehrzeit  überaus mühsam war. Nur aus dem Internet und durch negative Praxis lernen wird  irgendwann äußerst nervtötend.
Aber: Insgesamt 450.000 abgesetzte und  verkaufte Postkarten (in 10 Jahren)  zeugen doch von einem  nicht ganz so schlechtem Ergebnis.

Bremsen konnte mich nur die nicht existente medizinische Versorgung vor Ort, die mich zurück nach Deutschland katapultierte. Abflug von Cabo Verde bei 32 Grad plus, die Ankunft im Dezember 2010 bei 11 Grad Minus war mit nichts zu toppen;-) Fast….
Denn nur wenige Monate später erwischte mich mein zweiter Herzinfarkt, den ich mit OP  und Medikamenten gut bewältigte. Unkraut vergeht halt nicht!

Im Winter 2011/12 fing ich mit dem Schreiben an. Grund dafür waren einmal gähnende Langeweile und andererseits der unbedingte Wille, meiner Tochter (die mich bis heute überhaupt nicht kannte) zumindest etwas aus meinem bisherigen Leben zu vermitteln.
Letztendlich kamen etwa 350 Seiten meines (bewegten?) Lebens zusammen.
Ob Fluch oder Genuss, müssen andere entscheiden…;-)

Allerdings stellte ich beim Schreiben fest, dass mir dieses so viel Spaß bereitete, dass ich, noch während ich mit der Biografie beschäftigt war, mit dem Schreiben eines Krimis begann. Ohne spezielle Kenntnis, wie man einen gut aufgebauten Thriller schreibt, fing ich nach wenigen Wochen noch einen weiteren Roman mit Kurzgeschichten an. Mit (etwas) makabren Inhalten, in denen ich die unausgegorenen Ideen des Krimis/ Thrillers ablegte.
Da ich es gern kompliziert liebe, fing ich im letzten Jahr ein weiteres „Werk“ an zu schreiben, das überwiegend in Deutschland spielt und die Problematiken alter Seilschaften und rechter Burschenschaften aufzeigt. Handlungsort: Eine idyllische Kleinstadt im Osten Deutschlands…
Selbst das Thema „IS“ wurde von meiner regen Fantasie in einem weiteren Werk beehrt, dass ich im Winter 2014/15 begann. Ich helfe gern beim Zählen: Mittlerweile schlummern auf meinen Festplatten insgesamt 6 unvollendete Werke, die irgendwann einmal das Licht der Welt erblicken werden. Exposés existieren bislang nur in meinem Gedächtnis, wo sie auch erst einmal bleiben. Gebranntes Kind scheut halt Feuer;-)

Eine mögliche Veröffentlichung meiner Biografie bei einem Verlag wurde verhindert durch die allgegenwärtige Verlagskrise und meinem speziellen Nachteil, nicht „Gauck“ zu heißen.
Ich fand einen Verlag, der die Biografie zumindest als E-Book veröffentlichte. Relativ schnell stellte ich jedoch fest, das „günstig“ nicht unbedingt etwas mit „gut“ zu tun hat, formulierte mehrere geharnischte Schreiben an die Verlagsführung, wohl wissend, was danach  folgen sollte.  Und prompt kam das… AUS.
Nach sechs Wochen „Marktreife“ wurde mir eine Abschlusshonorierung von 14,85 € übermittelt. Bei vier (!) verkauften Exemplaren…! Bei persönlichen und direkten Recherchen  hatte ich allerdings eine Stückzahl von 27 Exemplaren festgestellt.
Der Verlag  „neobooks“ und seine Muttergesellschaft (Droemer/Knaur) ist also nur mit absoluter Vorsicht zu genießen. Es sei denn, der Autor ist so üppig ausgestattet, dass ihm finanzielle Zuwendungen relativ sekundär sind.
Mittlerweile hat sich auch dieses Thema fast von selbst erledigt: Der „Weltbild-Verlag“ (Mutter von allem) hat Insolvenz angemeldet. Bei diesen Mitarbeitern hat mich diese Nachricht jedoch  nicht wirklich überrascht.

Mittlerweile hat mich die Lust überkommen, in meinem neuen Wohnort Schleswig noch einmal etwas Gas zu geben. Einen Rundflug habe ich bereits hinter mir und die farbenfrohen Rapsfelder sowie die Weite genossen. Von der feuchten Hose ganz zu schweigen, da ich unter extremer Höhenangst leide;-(  Ab Juni geht’s los…!
Ein Resümee meines Lebens zu ziehen, ist nicht ganz einfach. Allerdings habe ich nach meiner Umschulung (Versicherung) generell nur noch das getan und gearbeitet, was mir selbst Spaß bereitet hat. Nur dann kann man auch die Power aufbieten, sich richtig „reinzuknien“, das bestmögliche Produkt abzuliefern und nicht aufzugeben.
Allerdings können die „Durststrecken“ dann auch ungeahnte Höhen erreichen… ;-(

Kapitelliste:  (Gesamt 354 Seiten)

Die Flucht
Eine Seefahrt, die ist lustig…
Music was my first love…
American dream…
Ab nach Cabo Verde…
Blog
…und wieder retour
Epilog

Leseprobe

aus „Against the wind …“ Kapitel: Die Flucht

Es war bereits kurz vor 20.00 Uhr, als ich eine breite und asphaltierte Landstraße erreichte. Meine Gedanken, die sich in der letzten halben Stunde mit den Ereignissen der vergangenen Tage beschäftigt hatten, kehrten wieder in die Gegenwart zurück, da ich leicht fröstelte. Es wurde langsam, aber zunehmend dunkel. Ich streifte meine Tasche vom Rücken, setzte mich am Straßenrand hinter ein Gebüsch und öffnete sie. Mein größtes Heiligtum, ein gut gefülltes Briefmarkenalbum, legte ich genauso vorsichtig zur Seite wie einige Fotos. Dann kamen eine silberne Tabakdose zum Vorschein, ein dunkler Pullover und eine schwarze Trainingshose. Nachdem ich das Album, die Fotos und die Dose wieder eingepackt hatte, zog ich meinen Anorak aus und streifte den Pullover über. Danach zog ich über meine Jeans noch die Trainingshose. Ich wollte schon wieder meine Jacke anziehen, als ich innehielt und noch einmal in die Aktentasche griff.
Nachdenklich hielt ich das Kampfmesser in der Hand, dass ich bereits vor Tagen meinem Vater stibitzt hatte. Andächtig zog ich das Messer aus der Scheide. In dem nun herrschenden Dämmerlicht war deutlich das blutrote Emblem mit dem Hakenkreuz auf dem Griff zu erkennen. Ebenso die Inschrift auf der Klinge “Blut und Ehre” und die darüber angebrachte Blutrinne. Mein Vater hatte zwar das letzte Andenken an seine Soldatenzeit aus dem letzten Krieg immer gut versteckt, aber nicht gut genug für seinen Sohn. Gestern erst hatte ich es mit einem Sandstein so lange geschliffen, bis die Schneide einem Rasiermesser glich.
In einer seltsamen Anwandlung von Vorsicht oder Voraussicht zog ich meine Trainingshose herunter, öffnete den Gürtel meiner Jeans, zog ihn durch die Schlaufe der Messerscheide und befestigte dann das Messer noch unter den Jeans. Ich rückte solange, bis das Messer direkt am Schritt anlag, neben dem Reißverschluss. Als ich die zwei Hosen wieder hochzog, fühlte es sich zwar etwas beengt an, doch ich ließ das Messer an seinem Platz. Woher sollte ich jetzt auch wissen, dass mir gerade diese Vorsichtsmaßnahme noch einmal aus einer brenzligen Situation verhelfen würde?
Als alles zu meiner Zufriedenheit am rechten Platz hing, wendete ich meinen Anorak, den ich bis jetzt mit der hellen Seite nach außen getragen hatte, auf die dunkle Seite und schlüpfte hinein.
Plötzlich, als ich meine Tasche aufnehmen wollte, hörte ich Motorenlärm, der sich schnell näherte. Unschlüssig und ängstlich verharrte ich einen Augenblick. Doch dieser kurze Moment des Überlegens war bereits zu lang gewesen. Schon bog das Fahrzeug um eine Kurve und ich stand im grellen Licht der Scheinwerfer. Nun war es zu spät, noch einen Satz in den Straßengraben zu machen, wie ich es vorgehabt hatte.
Als das Fahrzeug neben mir hielt, schluckte ich erst einmal den seltsamen Kloß hinunter, der sich in meiner Kehle gebildet hatte. Auf der mir zugewandten Seite des Wagens wurde eine Scheibe heruntergekurbelt und eine barsche Stimme fuhr mich an: “Was machst du denn um die Uhrzeit noch hier?”
“Ich will nach Stapelburg. Aber ich glaube, dass ich mich etwas verlaufen habe.”
“Das glaube ich auch.” spottete die Stimme, wurde aber gleich wieder unfreundlich. “Und woher kommst du?”
“Aus Bernburg. Könnten Sie mir vielleicht den richtigen Weg erklären?” Ich wusste, dass jetzt der kritische Punkt kam. Entweder glaubte man mir oder … Da kam auch schon die nächste Frage, die ich erwartet hatte.
“Was willst Du denn in Stapelburg? Weißt Du nicht, dass hier schon Sperrgebiet ist und in zwei Kilometern die Grenze beginnt?”
Ich wollte schon zu meiner Erklärung mit der Großmutter ansetzen, als die Beifahrertür geöffnet wurde und ein Zivilist ausstieg.
“Also, was ist? Kannst du dich irgendwie ausweisen?”
“Ja, natürlich. Aber ich wusste doch nicht … ich will doch nur zu meiner Oma. Ich muss mich wohl in der Richtung geirrt haben.” entgegnete ich verzweifelt.
“Ist ja schon gut.” beruhigte mich der Zivilist. “Aber du kommst doch erst einmal mit uns, zur Überprüfung. Dann wird sich alles aufklären. Jetzt steig erst einmal ein. Auf den Rücksitz.”
Ich rutschte auf den hinteren Sitz und bekam es mit der Angst zu tun. Was, wenn schon jetzt nach ihm gefahndet werden würde und man in Bernburg anrief? Dann war alles aus! Bestimmt verlangten sie dann auch die Adresse seiner angeblichen Großmutter. Und bekamen dann heraus, dass niemand mit diesem Namen dort wohnte. Der Fahrer, der bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte, fuhr an und wendete.
Meinen ganzen Mut zusammennehmend, fragte ich: “Wo fahren Sie denn jetzt hin?”
Der Beifahrer drehte sich zu mir herum, sah mich prüfend an und antwortete: “Wir fahren jetzt zu unserer Grenzstation, überprüfen deine Angaben, und wenn sie stimmen, fahren wir dich sogar zu deiner Oma nach Stapelburg. Ist das ein Angebot?”
Krampfhaft nickend versuchte ich nicht an die Folgen zu denken, die nach dem Überprüfen auf mich zukommen würden. Vor den eventuellen Prügeln, die ich beziehen würde, hatte ich keine Angst. Aber was kam dann? Nun hatte ich es schon bis kurz vor die Grenze geschafft und ausgerechnet auf den letzten Metern mussten sie mich schnappen. Verdammt!
Der Zivilist musste mein Zähneknirschen bemerkt haben, er musterte mich kurz, sagte aber dann nur: “Wir sind da.”
Tatsächlich bog der Wagen in eine Einfahrt und hielt dann vor einem langgestreckten, eingeschossigen und zugleich hässlichen Gebäudekomplex.
Der Zivilist stieg aus, bedeutete mir mit einem Kopfnicken, ebenfalls auszusteigen und wandte sich dann an den Fahrer: “Sie bleiben im Wagen und warten, es dauert nicht lange.”
Dann nahm er den innerlich zitternden Jungen am Arm und ging mit ihm die Eingangsstufen hinauf. Nach der Haustür durchquerten sie einen kleinen Vorraum, dem sich ein langer Gang anschloss. Der Zivilist klopfte kurz an der dritten Tür, öffnete sie und ließ mir den Vortritt.
Der Raum war kärglich eingerichtet. Außer einem Bücherregel, einem alten Schrank, einem zerkratzten Schreibtisch und drei Stühlen befand sich nichts darin. Auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch räkelte sich ein Offizier, der sich durch ihren Eintritt nicht in seiner Beschäftigung stören ließ; er putzte sich mit Hingabe seine Fingernägel. Dann sah er auf, musterte mich mit seltsam blassblauen Augen und wandte sich an den Zivilisten.
“Wer ist das?”
Dieser machte die Andeutung einer Salutierung und antwortete: “Angeblich will er nach Stapelburg. Wir haben ihn nur ein paar hundert Meter von hier auf der Landstraße aufgegriffen. Er kommt aus Bernburg.”
“Komm her!” befahl der Offizier.
Er wartete ab, bis ich direkt vor ihm stand, krallte seine Hand in den Anorak und zog mich zu sich heran.
“Jetzt erzähl’ mir keine Geschichten, ich will nur die Wahrheit von dir wissen! Woher kommst du und wohin willst du?”
Als ich Anstalten machte, mich aus der Umklammerung des Offiziers zu lösen, ließ dieser die Schere fallen und gab mir mit der nun freien Hand eine fürchterliche Backpfeife.
Ohne seine Stimme auch nur um eine Nuance zu heben, fragte er mich nochmals: “Was ist? Du bist wohl ein ganz Hartnäckiger, was? Aber wir werden noch sehen, wer von uns den längeren Atem hat. Haben Sie schon seine Tasche untersucht?” wandte er sich an den Zivilisten.
“Nein, aber das werden wir gleich nachholen. Gib´ mal deine Tasche her!”
Er wartete gar nicht erst lange, griff sich meine Tasche und öffnete sie. Mit einer Sicherheit, die verblüffend wirkte, griff er zuerst in die Seitentasche und zog mit triumphierender Miene den Ausweis hervor.
“Er heißt Reinhard Meyer und kommt tatsächlich aus Bernburg, ist 14 Jahre alt. Sag’ mal,” wandte er sich an mich, “dann gehst du doch noch zur Schule, oder?”
Trotzig beschloss ich, ab jetzt überhaupt nichts mehr zu sagen. Es war sowie alles aus. Und Prügel hatte ich in meinem Leben schon so oft bezogen, dass mich diese nicht mehr schrecken konnte.
“Wie ich schon gesagt habe; ein ganz Trotziger!” meinte der Offizier und ließ mich so unverhofft los, dass ich stürzte.
“Bringen Sie ihn runter in die alte Arrestzelle, bis wir seine Personalien überprüft haben.”
Der Zivilist nahm mich am Arm, führte mich aus dem Zimmer und dann eine Kellertreppe herunter, bis wir vor einer schweren Tür standen, die durch einen Riegel und ein massives Schloss versperrt war. Nachdem der Zivilist die Tür entsperrt und geöffnet hatte, schob er mich sanft hinein und verschloss sie wieder.
Da stand ich nun in dem halbdunklen Raum, der nur durch eine schwache Birne erhellt wurde, die unter einem Drahtgitter geschützt war. Das Fenster war sehr klein und so hoch angebracht, dass ich selbst mit ausgestrecktem Arm nicht herankam. Ich versuchte heraufzuspringen, um so den Fensterriegel erreichen zu können. Erst beim zweiten Versuch klappte es. Ich zog mich hoch und warf einen Blick nach draußen.
Was ich sah, trug nicht unbedingt zu meiner Beruhigung bei. Das Fenster mündete in einen kleinen Schacht, der von oben durch ein Metallgitter versperrt wurde. Mutlos ließ ich mich wieder fallen, ging zu der Pritsche in einer Ecke der kleinen Zelle und setzte mich, müde und hoffnungslos, geschlaucht von den Strapazen des langen Tages. Die Gedanken, die sich mir unweigerlich aufdrängten, beschäftigten sich ausnahmslos mit den Telefongesprächen, die mit Sicherheit zu dieser Zeit geführt wurden. Ich schaute auf die Uhr; 20.40 Uhr. Falls mein Schulfreund den Brief schon eingesteckt hatte, war mit Sicherheit die Bernburger Polizei bereits von seiner Mutter verständigt worden. Nur gut, dass sie Zuhause kein Telefon hatten. So blieb mir vielleicht noch eine kurze Gnadenfrist. Nur – wie sollte ich sie nutzen?
Meine Blicke glitten durch die Zelle, verhielten am Fenster – nein, dort war es unmöglich – und endeten an dem alten Kachelofen, der in der Ecke rechts von der Tür aus stand. Ein neuer Hoffnungsschimmer durchfuhr mich, als ich daran dachte, dass zu jedem Ofen auch ein Abzug gehörte. Ich stand auf, ging zu dem Ofen und öffnete die Feuerklappe, um zu sehen, in welche Richtung der Abzug führte. Doch so sehr ich meinen Kopf auch verrenkte, in dem Halbdunkel der Zelle sah ich überhaupt nichts. Also blieb mir nichts anderes übrig, als … Gerade als ich versuchen wollte, meinen rechten Arm in die Öffnung zu führen und somit den Abzug zu ertasten, hörte ich Schritte draußen auf dem Gang. Blitzschnell erhob ich mich, klopfte den Schmutz von meiner Trainingshose und setzte mich wieder auf das Bett. Gerade rechtzeitig, denn schon ging die Tür auf. Der Zivilist stand dort und winkte mir mit dem Finger, herauszukommen.
Draußen nahm er mich, ohne ein Wort zu verlieren, an der Schulter, führte mich die Treppe hoch und dann zu dem Raum, in dem ich von dem Offizier befragt worden war. Als ich wieder vor dem Schreibtisch stand und den Offizier in der gleichen Pose, leicht gelangweilt und überheblich, sitzen sah, wurde mir wieder mulmig.
“Na, du Früchtchen? Hast du dich inzwischen eines Besseren besonnen und sagst mir endlich, was du wirklich hier wolltest?”
Ich blieb stumm und sah ihn nur an mit einer Miene, die Gleichgültigkeit vorspielen sollte. Trotz meiner Anspannung bemerkte ich, dass der gesamte Inhalt meiner Tasche auf dem Schreibtisch ausgebreitet war.
Der Offizier, dem mein schneller Blick nicht entgangen war, verzog die Mundwinkel zu einem spöttischen Grinsen und sagte: “Eine feine Sammlung hast du da. Wolltest du die Briefmarken alle deiner Oma zeigen?”
Als ich wiederum nicht antwortete, wandte er sich an den Zivilisten, der immer noch schweigend im Hintergrund stand. “Stellen Sie doch mal eine Verbindung mit Bernburg her. Und machen Sie den Leutchen dort ein bisschen Feuer unterm Arsch! Ich brauche die Auskünfte jetzt und nicht erst morgen früh!”
Nachdem der Zivilist das Zimmer verlassen hatte, erhob sich der Offizier, ging um den Schreibtisch herum, bis er direkt vor mir stand und legte mir seine Hand auf Schulter.
“Hör mal zu, mein Junge.” begann er in freundlichem Ton. “Du machst es dir doch nur unnötig schwer, wenn du weiterhin schweigst. Die Geschichte mit deiner Oma ist doch reiner Unsinn. Dir passiert auch nichts, wenn du jetzt ehrlich bist und zugibst … Du wolltest doch flüchten, oder?” fragte er unvermittelt.
Ich, der mich von dem sanften Tonfall fast hätte einlullen lassen und schon fast soweit war, mit der Wahrheit herauszuplatzen, wurde aufgeschreckt durch die harten und muskulösen Finger, die sich tief in meine Schultermuskeln gruben.
“Jetzt ist aber Schluss mit dem Blödsinn!” zischte die Stimme plötzlich erbost an meinem Ohr. “Wenn du glaubst, wir spielen hier mit dir Kindergarten, hast du dich getäuscht. Wir können auch ganz andere Saiten aufziehen. Also – was ist jetzt?”
Obwohl mir vor Schmerzen die Tränen in den Augen standen, biss ich die Zähne zusammen und schwieg. ‘Jetzt erst recht nicht!’ dachte ich und schüttelte stumm den Kopf. Der Offizier, dem anscheinend die Geduld platzte, drehte mich etwas herum, so dass ich seitlich vor ihm stand und schlug dann mit der freien Hand einen kurzen, trockenen Haken in meine Nierengegend. Erstickt schrie ich auf, der Schmerz war fürchterlich! Aber damit nicht genug. Die Hand des Offiziers ließ meine Schulter los, um sich gleich darauf in meinen Haaren festzukrallen. Unfähig, die Schmerzen zu ignorieren, aber gleichzeitig mit dem festen Willen, nicht aufzugeben, biss ich meine Zähne zusammen. Der Offizier unterdessen verstärkte noch den Griff seiner Hand und zog meinen Nacken immer weiter nach hinten. Dann gab er mir ein paar saftige Ohrfeigen.
Vielleicht wären die Misshandlungen noch weiter gegangen, wenn nicht der Zivilist das Zimmer mit den Worten: “Herr Hauptmann!” betreten hätte.
Dieser ließ von mir ab und stieß mich von sich wie ein lästiges Insekt. Dann wandte er sich an seinen Untergebenen. “Was haben Sie, Seibold?”
Nach einem zögernden Seitenblick zu mir, der leise vor mich hinstöhnte, antwortete er: “Tut mir leid, aber die Kollegen in Bernburg haben noch niemand unter dieser Adresse erreicht. Der Junge ist dort gemeldet. Nachbarn haben erzählt, dass die Mutter mit ihrer Tochter gegen Abend das Haus verlassen hat. Wohin, weiß niemand. Sie rufen jedoch sofort zurück, wenn sie jemand erreichen.”
Ich hörte trotz meiner rasenden Nierenschmerzen genau zu und atmete erleichtert auf. Also nochmals eine kurze Frist. Und ich würde sie zu nutzen wissen! Allein, um diesem Sadisten von Hauptmann zu zeigen, dass ich kein dummer Junge war. Ich hob den Kopf und bemerkte, dass der Offizier mich die ganze Zeit aufmerksam beobachtet hatte. Das Duell der Blicke dauerte endlose Sekunden, bis ein nachdenkliches Lächeln über das Gesicht des Offiziers glitt.
“Du bist schon nicht verkehrt, mein Junge. Aus dir wird noch mal ein ganzer Kerl. Aber im Augenblick sitze ich am längeren Hebel und du kannst dich darauf verlassen, dass ich rauskriege, was ich wissen will.”
Er hielt inne, um sich eine Zigarette anzuzünden. Dabei fiel sein Blick auf die silberne Tabakdose, die unter den anderen Sachen auf dem Tisch lag.
“Ein schönes Stück.” meinte er anerkennend und nahm die Dose in die Hand. “Rauchst du etwa schon?” fragte er und versuchte, die Dose zu öffnen.
Mir fiel fast das Herz in die Hose, als ich sah, dass der Deckel aufsprang, Schon kam die Frage, die ich erwartet hatte.
“Was, zum Teufel, ist da drin?”
“Ich weiß nicht.” antwortete ich gleichgültig und schaute zu Boden, nicht ohne aus den Augenwinkeln das folgende Geschehen, das unweigerlich kommen musste, zu beobachten.
Der Offizier beäugte misstrauisch den Inhalt der Dose, der aus einem grauschwarzen Pulver bestand. Vorsichtig befeuchtete er einen Finger, stippte ihn in das Pulver und schmeckte daran.
“Pfui Teufel!” schrie er erbost und spuckte aus. Dann hob er die Dose unter die Nase und roch daran. Das hätte er besser nicht tun sollen, denn kaum hatte er daran gerochen, als er fürchterlich niesen musste. Doch machte er den Fehler, genau in die Dose zu niesen.
Was dann folgte, entschädigte mich für sämtliche Torturen, die ich bis jetzt durch den Offizier erlitten hatte. Alle Regeln über Tränengas und deren Wirkung außer Acht lassend, ließ der Gepeinigte zuerst die Dose fallen, so dass sich das Pulver noch mehr ausbreitete, und fing dann an, seine schmerzenden und tränenden Augen zu reiben. Er war fast nicht zu verstehen, als er keuchte: “Dieser Bastard! Ich bringe ihn um! Seibold; raus mit dem Kerl und runter in den Keller, dann einen Sani, aber fix!”
Bei den letzten Worten überschlug sich seine Stimme förmlich. Ich hätte mir das Leiden zu gern noch länger angesehen, doch der Zivilist zog mich energisch zur Tür und dann die Treppe hinunter. Bevor er mich wieder in der Zelle einsperrte, fragte er mich: “Sag’ mal – war das etwa Tränengas?”
Als ich nickte und zu ihm aufsah, meinte ich fast, ein verschmitztes Lächeln im Gesicht des Mannes zu entdecken. Aber sicher war es nur ein Irrtum, denn mit barscher Stimme befahl dieser: “Rein mit dir! Und mach’ dich jetzt schon mal auf die Folgen gefasst!”
Dann schlug die Tür zu. Mir wurde etwas anders und musste an meinen Freund Ralf denken. Dessen einziges Hobby bestand darin, mit seinem Experimentierkasten alle möglichen und unmöglichen Versuche anzustellen. Dabei hatte er auch eine Abart von Tränengas entwickelt. Als Versteck für dieses Pulver hatte er dann die Tabakdose auserkoren, die dicht schloss und auch fast wasserdicht war. Jetzt war ich froh, dass ich gerade diese Dose als Andenken an meinen Großvater, den ich nie kennengelernt hatte, mitgenommen hatte. Aber jetzt musste ich mich sputen, das nächste Donnerwetter würde bestimmt nicht lange auf sich warten lassen.
Hastig zog ich meinen Anorak aus, kniete mich vor die Tür des Kachelofens und tastete langsam in dem zunächst großen Feuerloch umher. Da … endlich hatte ich den Abzug ertastet! Der Abzugskanal führte direkt und ohne Krümmungen in die Wand neben der Tür. Ich zog meine Hand aus dem Ofen und bemerkte, dass sie pechschwarz vom Ruß war. Schnell streifte ich meine Trainingshosen herunter, säuberte die Hand am Innern der Hose und zog dann das Messer aus der Scheide, die immer noch unter den Jeans befestigt war. Nachdem ich meine Hosen wieder geordnet hatte, kletterte ich auf den Kachelofen, der etwa eineinhalb Meter hoch war, und begann, mit den Fingerkuppen leicht über die verputzte Mauer zu streichen. Bereits nach kurzer Zeit hatte ich eine Fuge entdeckt, die ich langsam und vorsichtig mit der Messerspitze auskratzte. Der Mörtel war nicht allzu hart, so dass ich schon bald die Fuge auf etwa fünf Zentimeter vertieft hatte. Durch den Erfolg ermutigt, machte ich mich daran, die anderen Fugen rund um den Stein ebenfalls auszukratzen.
Endlich, mir strömte trotz der Kühle der Schweiß über die Stirn, lag der gesamte Stein bloß. Aber jetzt kam erst das schwierigste; den Stein herauszubrechen. So sehr ich mich auch bemühte, es gelang mir nicht, den Stein auch nur um einen Zentimeter zu lockern. Also machte ich mich an den Nächsten. Dieser, das merkte ich bald, war nicht so fest eingefügt und anscheinend zerbrochen, denn ein Riss zog sich über eine Ecke, der sich mit zunehmendem Maße vergrößerte. Endlich, nach einer gewaltigen Anstrengung und indem ich das Messer als Hebel benutzte, brach der Stein aus seiner eingepassten Lage. Einen lauten Jubelschrei gerade noch unterdrückend, wurde mir klar, dass die folgenden Arbeiten nur noch ein Kinderspiel waren. Jetzt ließ sich auch der erste Stein recht einfach lösen, nachdem ich noch ein wenig Mörtel herausgekratzt hatte. Doch wohin jetzt mit den Steinen und dem Mörtel?
Suchend sah ich mich um, bis ich die Idee hatte! Ich sprang vom Ofen, öffnete die Feuerklappe und packte die Steine und den Mörtel hinein. Drinnen war noch jede Menge Platz für den Rest.
Nachdem ich wieder auf dem Ofen hockte, sah ich auf die Uhr und erschrak! War es doch immerhin schon fast 22.00 Uhr. Ich musste mich ranhalten, sonst holten sie mich wieder und alles würde entdeckt werden. Fast hatte ich den dritten Stein aus der Mauer gelöst, als ich plötzlich eine Tür und dann Schritte im Kellergang hörte. Vor Schreck erstarrt, blieb ich für einen kurzen Augenblick auf dem Ofen sitzen. Dann jedoch, wie von der Tarantel gestochen, sprang ich auf, breitete meine Jacke über den auf dem Ofen liegenden Mörtelhaufen und klopfte meine staubige Kleidung ab.
Als sich die Tür öffnete, saß ich bereits wieder auf der schmalen Pritsche und versuchte, meinen jagenden Atem unter Kontrolle zu bekommen. Der Zivilist winkte mir zu, herauszukommen. Erst draußen auf dem Gang bemerkte ich, dass mein rechter Pulloverärmel voller Ruß war. Unauffällig rollte ich die beiden Ärmel etwas nach oben.
Als wir das Zimmer des Offiziers betraten, bemerkte ich einen zweiten Uniformierten, der neben dem Schreibtisch saß. Der Offizier saß mit grimmiger Miene auf seinem Stuhl und starrte mich hasserfüllt an. Seine Augen waren gerötet und tränten immer noch leicht. Doch nicht er, sondern der Zivilist ergriff das Wort.
“Wir haben endlich Nachricht aus Bernburg. Dein Brief liegt auch schon bei der Polizei. Du hast deiner Mutter ganz schön Kummer gemacht. Was hast du dir dabei eigentlich gedacht? Wolltest du wirklich über die Grenze?”
Ich schwieg zutiefst erschrocken und war der Meinung, dass jetzt alles aus sei, bekam jedoch bei den nächsten Worten wieder Oberwasser.
“Diesen Bastard mit Samthandschuhen anzufassen, Seibold, ist pure Idiotie.” knurrte der Offizier. “Wenn ich dein Vater wäre, würdest du schon am frühen Morgen mit Prügel geweckt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Du bleibst für heute Nacht hier und morgen wirst du zurückgebracht. Haben Sie ihn eigentlich schon gefilzt?“ fragte er.
„Nein, Genosse Hauptmann. Ich dachte nicht, dass es notwendig wäre.“
„Dann tun Sie´s jetzt, bevor Sie ihn wieder in die Zelle bringen“.
Der Soldat begann mit geübten Händen, mich abzutasten. Doch dann, fast schon fertig mit der Durchsuchung, stutzte er, als er am Schritt angelangt war und etwas Hartes bemerkte.
“Was hast du da?” fragte er.
Der Offizier lachte hämisch und sagte: “Vielleicht ist er ein Warmer und hat einen Ständer bekommen?”
Zu Tode erschrocken und gleichzeitig vor Scham errötend, überlegte ich krampfhaft, was ich jetzt sagen sollte. Wenn sie jetzt die Messerscheide fanden, war alles aus … Ich tastete unsicher unter meine Trainingshose und bemerkte auf einmal in der rechten Hosentasche meiner Jeans einen dünnen Gegenstand. Als ich in die Tasche griff, fühlte ich einen Kugelschreiber, an den ich schon gar nicht mehr gedacht hatte. Mit unschuldiger Miene zog ich ihn heraus und legte ihn auf den Tisch.
“War das alles?” fragte der Offizier.
Als ich, unfähig, auch nur einen Laut von mir zu geben, mit dem Kopf nickte, wurde ich mit einem höhnischen: “Gute Nacht und viel Spaß noch.” verabschiedet.
Zum dritten Mal an diesem Abend gingen der Zivilist und ich den Weg hinunter in den Keller. Im Gegensatz zu früher jedoch betrat der Mann die Zelle, sah sich kurz und prüfend um, unterzog das Fenster einer flüchtigen Überprüfung und sagte dann zu mir, schon wieder in der Tür stehend: “Wenn dir kalt werden sollte; verkneif es dir zu rufen. Es könnte nämlich sein, dass der Hauptmann persönlich runterkommt, um dir einzuheizen. Versteht du mich?”
Der Junge nickte und presste ein kurzes “Danke” heraus.
Dann schloss sich die Tür wieder. Unfähig, im Augenblick auch nur einen Handgriff zu machen, setzte ich mich wieder auf die Pritsche und versuchte, tief und ruhig durchzuatmen. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass der Mann die Jacke, den Staub und das Loch in der Mauer nicht bemerkt hatte. Schließlich siegten doch die Vernunft und der Zeitdruck, unter dem ich stand. Wütend über die vergeudete Zeit sprang ich auf, schwang mich auf den Ofen und fing wieder an zu kratzen und zu schaben.
Nach einer halben Stunde hatte ich zwei weitere Steine gelöst. Auch diese und den anfallenden Dreck warf ich in den Ofen, der langsam voller wurde. Dann prüfte ich die Türfüllung, um festzustellen, wie dick und aus wie viel Lagen die Mauer bestand. Zufrieden bemerkte ich, dass ich nur noch eine Lage herauszubrechen brauchte, dann war ich draußen auf dem Gang. Als ich wieder vor dem Loch kniete, das inzwischen fast groß genug war, um meinen schmächtigen Körper durchzulassen, fiel mir ein, dass ich mich ab jetzt noch mehr beeilen musste! Wie leicht konnte es sein, dass man ihn von Zeit zu Zeit kontrollierte und dabei den Durchbruch in der Mauer von außen bemerkte. Bei dem Versuch, die letzte Lage Steine herauszubrechen, würde unweigerlich auch Dreck und Mörtel nach draußen auf den Kellergang fallen. Egal, ich hatte nichts mehr zu verlieren – nur noch zu gewinnen!
Verbissen machte ich mich wieder an die schweißtreibende Arbeit. Ich arbeitete konzentriert, schrak jedoch immer wieder zusammen, wenn ich aus dem Erdgeschoß über mir Schritte oder Türen klappen hörte.